ADR Schein zum gewerblichen Transport von Gefahrgütern

Adr Schein

Der sogenannte ADR Schein ist ein Nachweis für alle, die Gefahrgut im Straßenverkehr transportieren möchten. Das ADR-Regelwerk schreibt vor, dass Fahrer eine spezielle ADR Schulung  benötigen, um Gefahrguttransporte durchführen zu dürfen.

Darüber hinaus müssen die eingesetzten Fahrzeuge mit entsprechender Ausrüstung ausgestattet und klar gekennzeichnet sein, zum Beispiel mit orangefarbenen Warntafeln. Unternehmen, die regelmäßig Gefahrgut befördern, sind zudem verpflichtet, einen internen oder externen Gefahrgutbeauftragten zu benennen. Das ADR Regelwerk wird regelmäßig überarbeitet, um neue technische und rechtliche Entwicklungen zu berücksichtigen.

Im Folgenden erfahren Sie, wann einen ADR Schein benötigt wird, welche ADR Schulungen es gibt, wie die Ausbildung abläuft und mit welchen Kosten man rechnen muss.


Was versteht man unter ADR?

Die Abkürzung ADR bezeichnet das internationale Übereinkommen für den Transport gefährlicher Güter auf der Straße. Sie stammt aus dem Französischen und steht für „Accord européen relatif au transport international des marchandises dangereuses par route“. Dieses Regelwerk ist in Deutschland 1968 in Kraft getreten und ist heute in allen EU-Ländern sowie in vielen weiteren Staaten verbindlich.

Das ADR legt detaillierte Vorschriften für den sicheren Straßentransport von Gefahrgut fest. Es regelt unter anderem, wie Gefahrgüter eingestuft und klassifiziert werden, welche Anforderungen an Verpackung, Kennzeichnung und Dokumentation gelten, welche Ausrüstung und Zulassung Fahrzeuge benötigen und welche Schulungen Gefahrgutfahrer absolvieren müssen. Auch die Verantwortlichkeiten aller am Transport beteiligten Personen sind im ADR klar geregelt.

Das Hauptziel des ADR ist es, Risiken für Menschen, Umwelt und Eigentum beim Transport gefährlicher Güter zu verringern und einen sicheren, einheitlichen internationalen Gefahrguttransport zu ermöglichen.


Wann braucht man einen ADR Schein?

Wenn Gefahrgut, das nach ADR als gefährlich eingestuft ist, im Straßenverkehr transportiert wird und dabei die gesetzlich festgelegten Mengengrenzen (gemäß der 1000-Punkte-Regel) überschritten werden – was bei bestimmten Gefahrgütern ziemlich schnell der Fall ist – ist ein ADR Schein erforderlich.

Die ADR Bescheinigung dient als offizieller Nachweis, dass der Fahrer eine spezielle Schulung absolviert und die Prüfung für den sicheren Umgang mit Gefahrgut bestanden hat.

Für besonders gefährliche Stoffe wie explosive, radioaktive oder flüssige Gefahrgüter in Tankfahrzeugen sind neben dem Grundkurs zusätzliche Aufbaukurse vorgeschrieben, wie etwa die Schulung ADR-Tank.

Der ADR Schein ist sozusagen ein Gefahrgut-Führerschein, um größere Mengen gefährlicher Güter gesetzeskonform zu befördern. Ohne gültigen ADR Schein ist der Transport von Gefahrgütern mit mehr als 1000 Punkten nicht erlaubt und kann zu Sanktionen führen.


Wann ist keine ADR Bescheinigung notwendig?

Wenn Gefahrgut im Straßenverkehr transportiert wird und dabei die gesetzlich festgelegten Mengengrenzen nicht überschritten werden, ist kein ADR Schein erforderlich. Dabei legt die sogenannte 1000-Punkte-Regel fest, dass für jedes transportierte Gefahrgut anhand seiner Beförderungskategorie ein Faktor bestimmt wird, der mit der jeweiligen Menge (in Kilogramm oder Litern) multipliziert wird. Anschließend werden die Punkte aller transportierten Gefahrgüter addiert.

Liegt die Gesamtpunktzahl unter 1000 gelten folgende Erleichterungen:

  • Es besteht keine Pflicht zur ADR Bescheinigung.
  • Auch die Anforderungen an Fahrzeugausrüstung und Kennzeichnung sind reduziert.

Liegt die Summe der Punkte über 1000, gelten strengere Sicherheitsvorschriften:

  • Der Fahrer muss eine gültige ADR Bescheinigung besitzen.
  • Das Fahrzeug muss mit spezieller Ausrüstung ausgestattet sein.
  • Es gelten zusätzliche Anforderungen an Kennzeichnung und Dokumentation.


Beispielrechnung zur Punkteberechnung beim Gefahrguttransport:

  • 10 Liter eines Gefahrguts der Kategorie 1 (Faktor 50) = 500 Punkte
  • 250 Liter eines Gefahrguts der Kategorie 2 (Faktor 3) = 750 Punkte
  • Gesamt: 1250 Punkte : Der ADR Schein ist in diesem Fall also Pflicht.


Gibt es Gefahrgüter ohne Punkte bei der 1000-Punkte-Regel?

Ja, bestimmte Gefahrgüter werden bei der Berechnung nach der 1000-Punkte-Regel nicht berücksichtigt. Dazu zählen:

  • Gefahrgüter in begrenzten Mengen (Limited Quantities, LQ): Werden gefährliche Güter in begrenzten Mengen gemäß ADR transportiert, entfällt die Punkteberechnung. Für diese Transporte gelten Erleichterungen bei Kennzeichnung und Ausrüstung.
  • Vom ADR freigestellte Gefahrgüter: Einige Transporte, wie bestimmte innerbetriebliche oder Handwerkertransporte, sind ganz oder teilweise von den ADR-Vorschriften ausgenommen und werden nicht mit Punkten bewertet.
  • Gefahrgüter der Beförderungskategorie 4: Hierzu zählen vor allem leere, ungereinigte Verpackungen mit Gefahrgutresten. Auch sie werden bei der Punkteberechnung nicht berücksichtigt.

Für diese Gefahrgüter gelten keine speziellen ADR-Anforderungen wie ADR Schein oder besondere Fahrzeugausstattung. Die jeweils geltenden Freistellungsbedingungen im Unterabschnitt 1.1.3.6 des ADR und grundlegende Sicherheitsmaßnahmen, wie das Mitführen eines Feuerlöschers sowie Warnwesten und eines aufstellbaren Warndreiecks müssen dennoch eingehalten werden.

Die Pflicht zur ADR 1.3 Unterweisung gilt für alle Personen, die an der Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße beteiligt sind. Dazu zählen nicht nur Fahrer, sondern auch alle Beschäftigten, die Gefahrgut verpacken, kennzeichnen, verladen, befüllen, entladen, versenden oder empfangen.  


Gibt es Voraussetzungen für die Teilnahme an einer ADR Schulung?

Für die Teilnahme am ADR-Basiskurs ist ein Mindestalter von 18 Jahren sowie ein gültiger Führerschein, in der Regel der Klasse B oder C, erforderlich. Ein Lkw-Führerschein ist nicht zwingend notwendig, außer das Gefahrgut soll später mit einem Lkw transportiert werden. Zudem werden ausreichende Deutschkenntnisse (die Prüfungssprache ist ausnahmslos Deutsch) und die persönliche Eignung vorausgesetzt.


Wie lange dauert die ADR Schulung?

ADR Basiskurs:
Der Grundkurs dauert durchschnittlich drei Tage und umfasst rund 19 Unterrichtseinheiten. Am Ende des Kurses findet eine schriftliche Prüfung statt. Dieser Kurs vermittelt die grundlegenden Kenntnisse für den Transport von Gefahrgut auf der Straße.

Aufbaukurse:
Zusätzlich zum Basiskurs können Aufbaukurse belegt werden, beispielsweise für den Transport von Gefahrgut in Tankfahrzeugen oder für bestimmte Gefahrgutklassen wie Klasse 1 (explosive Stoffe) oder Klasse 7 (radioaktive Stoffe). Diese Aufbaukurse dauern meist einen weiteren Tag oder mehrere Unterrichtseinheiten, abhängig vom jeweiligen Thema.

Auffrischungskurs:
Um den ADR Schein zu verlängern, muss alle fünf Jahre ein Auffrischungskurs absolviert werden. Die Dauer liegt je nach Umfang zwischen 4 und 12 Unterrichtseinheiten, meist verteilt auf ein bis zwei Tage.


Wie viel kostet ein ADR Schein?

Die Kosten für einen ADR Schein setzen sich in Deutschland aus den Gebühren für den Basiskurs, eventuelle Aufbaukurse, Prüfungsgebühren der Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie die Ausstellung des Scheins zusammen. Je nach Anbieter und Region können die Preise leicht variieren.

Für den ADR-Basiskurs sollten in der Regel zwischen 275 und 345 Euro eingeplant werden. Die Aufbaukurse für die unterschiedlichen Gefahrgutklassen liegen meist zwischen 175 und 230 Euro pro Kurs.

Einige Anbieter bieten Pakete aus Basis- und Aufbaukurs an mit Preisen zwischen 350 und 375 Euro. Zusätzliche Gebühren fallen für die Prüfung bei der IHK an, die je nach Region zwischen 45 und 75 Euro betragen.

Da der ADR Schein nur fünf Jahre gültig ist, muss er rechtzeitig verlängert werden. Die Kosten für einen Auffrischungskurs liegen zwischen 175 und 220 Euro.


Zusammenfassung der Kosten für einen ADR Schein (Stand 2025):

Leistung Kosten (ca.)
Basiskurs 275 – 345 €
Aufbaukurs 175 – 230 €
Komplettpaket 350 – 375 €
Prüfungsgebühr IHK 45 – 75 €
Auffrischungskurs 175 – 220 €


Wer trägt die Kosten für die ADR Schulung?

In der Regel müssen Fahrer die Kosten selbst übernehmen, es sei denn, der Arbeitgeber übernimmt diese freiwillig. Eine gesetzliche Verpflichtung zur Kostenübernahme durch das Unternehmen besteht nicht.


Wie hoch ist die Durchfallquote beim ADR Schein?

Das hängt stark von der Art des Kurses ab. Im Basiskurs (Erstschulung) liegt die bundesweite Durchfallquote aktuell bei etwa 20 bis 42 Prozent. In den letzten Jahren ist dieser Wert deutlich gestiegen, was vor allem auf Sprachprobleme bei vielen Prüfungsteilnehmern zurückgeführt wird. In der Auffrischungsschulung ist die Durchfallquote deutlich niedriger und bewegt sich stabil zwischen 2,8 und 3,7 Prozent.

Die Prüfung zum ADR Schein wird von der Industrie- und Handelskammer (IHK) organisiert. Ort und Zeitpunkt der Prüfung legt die IHK fest. Die Prüfung erfolgt schriftlich in deutscher Sprache mit einem bundeseinheitlichen Fragenkatalog, Hilfsmittel sind nicht erlaubt. Zur Identitätsprüfung müssen die Teilnehmer einen gültigen Lichtbildausweis vorlegen; wer sich nicht eindeutig ausweisen kann, wird nicht zur Prüfung zugelassen.

Wer die ADR Prüfung nicht besteht, kann sie nach einer Wartezeit wiederholen. Insgesamt gilt die Prüfung als anspruchsvoll, insbesondere für Personen mit geringen Deutschkenntnissen.


Gibt es spezielle Testtrainer für die ADR Prüfung?

Es gibt verschiedene spezialisierte Online-Testtrainer für die ADR Prüfung. Plattformen adrprüfung.de bieten gezielte Übungstests und Musterprüfungen in verschiedenen Sprachen an, die sich am offiziellen Fragenkatalog der IHK orientieren.

Die Trainings decken sowohl den Basiskurs als auch die verschiedenen Aufbaukurse ab. Die Fragen sind meist als Multiple-Choice-Tests gestaltet und können unter realistischen Prüfungsbedingungen geübt werden. Das Üben mit diesen Testtrainern hilft, den Ablauf und die Inhalte der ADR Prüfung kennenzulernen und die eigenen Erfolgschancen zu steigern.

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